Lesejahr C: 2021/2022

2. Lesung (Offb 7,9.14b-17)

9Danach sah ich und siehe, eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weiße Gewänder, und trugen Palmzweige in den Händen.

Und er sagte zu mir: Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.

15Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen.

16Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten.

17Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.

Überblick

Nach der Vision des Lammes, an dem für den Seher Johannes auf Patmos alles kommende Heil hängt, führt die Zweite Lesung des Vierten Sonntags der Osterzeit zu einer Vorausschau des Heils selbst: Nicht der Retter steht im Mittelpunkt (wie am Dritten Sonntag), sondern die Geretteten bilden das Zentrum der Vision.

 

Einordnung in den Kontext

Das der Lesung vorangehende Kapitel 6 der Offenbarung endet mit der Öffnung des sechsten der insgesamt mit sieben Siegeln verschlossenen Buchrolle, die in Kapitel 5 dem Lamm (Christus) vom Thronenden (Gott Vater) übergeben worden war. Mit dem sechsten Siegel ist das Sichtbarwerden des "großen Tages des Zorns" des Thronenden wie des Lammes erreicht (vgl. Offenbarung 6,16-17). Dies ist nichts anderes als der schon von den Propheten Israels erwartete "Tag JHWHs" (Einheitsübersetzung 2016: "Tag des HERRN"). Während er im Alten Testament (vgl. z. B. Amos 5,18-20) eher ein innerhalb der Geschichte erwarteter Gerichtstag Gottes zu sein scheint, bedeutet er für die Apokalyptik, zu der die Offenbarung des Johannes gehört (s. "Überblick" zur Zweiten Lesung am Zweiten Sonntag der Osterzeit), einen Abbruch jeglicher irdischen Geschichte und die Durchsetzung der Gottesherrschaft "von Gott her" als einen "neuen Himmel und eine neue Erde" (vgl. Offenbarung 21,1-2).

Die unmittelbar der Lesung vorausgehenden Verse aus Kapitel 7 (Offenbarung 7,1-8) berichten vom Befehl eines "Oberengels" über vier ihm unterstellte Engel (als Symbole der vier Himmelsrichtungen), aus jedem der 12 Stämme Israels 12.000 "Knechte unseres Gottes" zu retten.Die aus dem Alten Testament bekannten Stämme, die auf die Söhne von Abrahams Enkel Jakob zurückgeführt werden,  werden alle namentlich angeführt. (Dabei wird der negativ beleumundete Stamm Dan durch Manasse, ein Enkel Jakobs, ersetzt.) Rechnerisch ergibt sich die Zahl 144.000 Gerettete. Einmal mehr handelt es sich nicht um eine irgenwie nachzuzählende Größe, sondern um  eine Zahl, die unendliche Fülle und Heiligkeit (im Sinne von Gottzugehörigkeit)  in einem symbolisiert,

 

Vers 9: "Einhundertvierundvierzigtausend"

Diese Zahl der also nur scheinbar zählbaren Einhundertvierundvierzigtausend wird nun noch einmal aufgestockt: "Danach sah ich und siehe, eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen" (Vers 9).

Die Rede von den "Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen"  macht deutlich, dass die Offenbarung in den Kategorien eines "neuen Gottesvolkes" denkt, das nicht mehr nur das jüdische Volk Israel meint, sondern die sich aus Juden wie vor allem - besonders seit den Missionserfolgen des Paulus - aus Nichtjuden zusammensetzende christlliche Kirche. Die von Jesus befohlene Verbreitung des Evangeliums "bis an die Grenzen der Erde" (Apostelgeschichte 1,8) wird in der Vision des Sehers Johannes schon als in Erfüllung gegangen vorweggenommen. 

Dass alle in weiße Kleider gehüllt sind, zeigt den "Fortschritt" in der Vision des Johannes. Denn beim Öffnen des fünften Siegels heißt es bereits: 

9 Als das Lamm das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt hatten. 10 Sie riefen mit lauter Stimme und sagten: Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen? 11 Da wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben; und ihnen wurde gesagt, sie sollten noch kurze Zeit ruhen, bis die volle Zahl erreicht sei durch den Tod ihrer Mitknechte und Brüder, die noch getötet werden müssten wie sie (Offenbarung 6,9-11).

"Weiß" ist in der Offenbarung die Farbe des Sieges, wie die Deutung des weißen Pferdes in der Vision des vorangehenden Kapitels (Offenbarung 6,2) eindeutig sagt. Auch die Palmzweige sind ein Siegeszeichen, mit dem nicht zufällig der in Jerusalem Einzug haltende "König" Jesus begrüßt wird (vgl. Johannes 12,13; aber auch 1 Makkabäer 13,37).

 

Die ausgelassenen Verse 10-14a ...

... legen der unzählbaren Schar der Geretteten und  Martyrer denselben Lobpreis Gottes und des Lammes in den Mund, der schon in Kapitel 5 von den Ältesten und den 4 Wesen angestimmt wurde (s. die Zweite Lesung vom Dritten Sonntag in der Osterzeit).. Einer der Ältesten tritt überraschend mit Johannes in ein Gespräch ein und fragt ihn nach den Einhundertvierundvierzigtausend: "Wer sind diese?" Johannes gibt die Antwort an den Ältesten zurück:  "Mein Herr, du weißt das." 

Das Muster dieses Gesprächs stammt aus Ezechiel 37,3-4: 3 Er fragte mich: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: GOTT und Herr, du weißt es. 4 Da sagte er zu mir ..." Auch hier handelt es sich um eine Vision.

Der kleine Dialog in beiden Büchern macht deutlich, das der jeweilige Visionär sich nicht als einen versteht, dessen Verstandeskräfte während seiner Gotteserfahrung komplett ausgeschaltet wurden. Er ist "bei Sinnen" und sieht doch mehr, als er fassen kann und weiß.

 

Vers 14b: "Im Blut weiß waschen"?

Ab diesem Teil der Lesung befinden wir uns also in einer "Aufklärungsrede" des Ältesten an den Seher Johannes. Darin erhält die weiße Farbe eine überraschende weitere Deutung: Das Blut des Lammes hat die Gewänder der Martyrer weiß gemacht. Etwas klarer wird der nicht einfach zu verstehende Zusammenhang durch einen Blick auf den in die gleiche Richtung weisenden Text Hebräer 10,22-23.:

19 So haben wir die Zuversicht, Brüder und Schwestern, durch das Blut Jesu in das Heiligtum einzutreten. 20 Er hat uns den neuen und lebendigen Weg erschlossen durch den Vorhang hindurch, das heißt durch sein Fleisch. 21 Und da wir einen Hohepriester haben, der über das Haus Gottes gestellt ist, 22 lasst uns mit aufrichtigem Herzen und in voller Gewissheit des Glaubens hinzutreten, die Herzen durch Besprengung gereinigt vom schlechten Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser! 23 Lasst uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten, denn er, der die Verheißung gegeben hat, ist treu!

Hier wird deutlich: Dem Blut Jesu, also seiner Selbsthingabe am Kreuz, wird sündenvergebende Kraft zugesprochen, die einen ewigen Zugang zu Gott eröffnet. In diesen Heilszusammenhang lässt sich hineinziehen, wer sich taufen lässt ("waschen mit reinem Wasser"). Der Glaube an diesen Heilszusammenhang, auf den man sich mit der Taufe einlässt (neutestamentlich ist immer an die entschiedene Taufe von Erwachsenen gedacht, noch nicht an die Kindertaufe), will aber auch gelebt werden. Dies erweist sich im unbeirrten Festhalten am "unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung". Genau das aber haben die Martyrer in Offenbarung 7 gelebt. Sie erleben nun die Erfüllung ihrer Hoffnung, ganz aus der sündenvergebenden Liebe Jesu Christi zu leben, die sich in seinem blutigen Kreuzestod erwiesen hat. Dass dabei rot zu weiß wird, könnte auf ein Wort des Propheten Jesaja zurückgehen:

"Kommt doch, wir wollen miteinander rechten, spricht der HERR. Sind eure Sünden wie Scharlach, weiß wie Schnee werden sie. Sind sie rot wie Purpur, wie Wolle werden sie" (Jes 1,18).

 

Verse 15-17: Paradiesische Verhältnisse

In den Versen 15-17 überschlagen sich die Heilsbilder, die auf die verschiedensten "Vorlagentexte" aus dem Alten Testament zurückgreifen. Das gilt weniger für den ununterbrochenen Gottesdienst ("Tag nd Nacht") unter dem schützenden Zeltdach des Thronenden als für die Zusagen in Vers 16-17: Vers 16 zitiert mit seinen paradieseischen Versprechungen Jesaja 49,10. Das Lamm, das selbst zum Hirten wird, der die Seinen weidet, scheint David zu ersetzen, der in dem großen Hirtengleichnis (sog. Hirtenallegorie) in Ezechiel 34 zum einzigen Hirten des Volkes eingesetzt wird; er soll all die vorangehenden schlechen Hirten ablösen (vgl. Ezechiel 34,23). Hier zeigt sich die Übertragung der Erwartung des Messias - eines Heilsbringers von Gott her, der im Judentum u. a. mit David verbunden wird - auf die Person Jesu. Das Führen an die Wasserquellen erinnert an den Hirtenpsalm 23:  "Er ...  führt mich zum Ruheplatz am Wasser." Die Geretteten dürfen Gott als "Quelle lebendigen Wassers" erfahren, ein Bild, das schon Jeremia 2,13 verwendet. Die Beseitigung aller Tränen, ja letztlich des Todes selbst, ist schon das Thema der tröstlichen Endzeitverheißung Jes 25,8 (s. Kontext).

Auslegung

"... die aus der großen Bedrängns kommen" (Vers 14)

Der aktuelle Lesungsabschnitt aus der Offenbarung stellt die unzählbare Zahl der Martyrer, "die aus der großen Bedrängnis kommen", in den Mittelpunkt. Ihre Bedeutsamkeit erklärt sich aus der Situation der kleinasiatischen christlichen Gemeinden, für die Johannes als prophetische Autorität galt. Die Offenbarung nennt zwar konkret nur einen einzigen um des Glaubens willen getöteten Mitbruder. So heißt es im Brief an die Gemeinde von Pergamon:

"Ich weiß, wo du wohnst: dort, wo der Thron des Satans steht. Und doch hältst du an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen, als Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet wurde, dort, wo der Satan wohnt" (Offenbarung 2,13).

Aber im eigenen Empfinden begann das "Martyrium" wohl eben nicht erst mit dem Sterben, sondern setzte viel früher ein. Für Johannes und  die Gemeindeglieder besteht es wohl vor allem in der enormen Druckkulisse, die von Rom aus, aber auch von den Städten selbst her aufgebaut wurde (Offenbarung 2 und 3 nennt Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodikia). Sie waren Zentren des Kaiserkultes wie auch ortseigener Kulte wie z. B. des Artemis-Kultes in Ephesus. Mit anderen Worten: Hier wurde verlangt, den jeweils regierenden Kaiser als Gott oder eben z. B. Artemis als Fruchtbarkeitsgöttin anzuerkennen, ihnen zu opfern und an Opfermahlzeiten teilzunehmen. Die Anerkennung anderer Götter aber widersprach dem eigenen Glauben an den einen Gott; die Reserve gegenüber Mahlzeiten der Anderen erklärt sich eher aus der jüdischen Herkunft der Christen, die sich zumindest teilweise auch weiterhin streng an die Reinheitsvorschriften hinsichtlich der Speisen ("koscheres" Essen) hielten.

Wenn Johannes nun der Gemeinde von Laodikia ihren Reichtum und Wohlstand vorwirft, so erklärt sich das am einfachsten dadurch, dass die Christen dieser Stadt sich auf Kompromisse mit Rom einließen und nur deshalb erfolgreich am Geschäftsleben teilnehmen konnten. Sie haben die Eindeutigkeit ihres Glaubens preisgegeben. Im Umkehrschluss bedeutet das: Die Christen, die an ihrem Glaubenszeugnis festhielten und keine Kompromisse mit Rom machten (also z. B. die Teilnahme am Kaiserkult verweigerten), wurden aus dem Geschäftsleben ausgeschlossen.

Sozial kaltstellen und Mobbing - so könnte man zumindest einige der Maßnahmen zusammenfassen, die Johannes mit der "Bedrängnis" meint.

Dass die Vision in gewisser Weise übertreibend von Getöteten spricht, hat mit der Sprache der Apokalyptk zu tun. Offensichtlich verstehen sich die bedrängten Christen auf der Folie der im 2. Jh. v. Chr. tatsächlich um ihres Glaubens willen Getöteten, von denen Dan 2,13 spricht und deren Martyrium grausam-anschaulich in  2 Makkabäer 7 geschildert wird.

Während die Heilsvision des Johannesl, die den treu an ihrem Glauben Festahltenden ihren Lohn im Himmel vor Augen stellt, diese zur Treue ermutigen soll, hat dieselbe Vision aber auch eine Kehrseite.

Denn Johannes schaut mit dem Ende der Zeiten gewaltsame Tötungen bis zum Schluss. So heißt es im Vorausverweis auf die heutige Lesung in Offenbarung 6,11: "Da wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben; und ihnen wurde gesagt, sie sollten noch kurze Zeit ruhen, bis die volle Zahl erreicht sei durch den Tod ihrer Mitknechte und Brüder, die noch getötet werden müssten wie sie.". Die Offenbarung vertröstet also nicht auf bessere Zeiten, sondern erwartet den grundsätzlichen Wandel von Gewalt zu wirklicher Gewaltlosigkeit erst jenseits aller menschlichen und politischen Möglichkeiten, die dem Menschen gegeben sind: dann, wenn "Gottes Reich gekommen ist" (vgl. die Bitte des Vaterunser); wenn allein Gott am Werke ist.

 

"Weiß" hat es in sich (Vers 9)

Versammelt um den Thron und das Lamm, also den durch den Tod hindurchgegangenen, lebendigen Christus, sind jetzt jene, welche sich durch die Gewalt nicht von ihrem Christuszeugnis haben abbringen lassen. Es sind "Martyrer", also "Zeuginnen" und "Zeugen" im wörtlichen Sinn. Das weiße Kleid erweist sie als "Sieger" - Sieger über den Tod (zu dieser Deutung der Farbe "weiß" vgl. sowohl  Offenbarung 2,6 [das weiße Pferd als "Siegerpferd"] als auch den Bref an die Gemeinde von Sardes, wo es in Offenbarung 3,5 heißt: "Wer siegt, wird ebenso mit weißen Gewändern bekleidet werden. Nie werde ich seinen Namen aus dem Buch des Lebens streichen, sondern ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.").

Auch wenn Gewalt sie drangsaliert und getötet haben mag - ausgelöscht hat die Gewalt sie nicht. Sie leben in Gemeinschaft mit dem, auf den sie einst getauft worden sind. An die Taufe hat Johannes in Offenbarung 7,3 mit der "Besiegelung  der Stirn" erinnert (vgl. zur Besiegelung bereits Ezechiel 9,4.6 und zur Taufe 2 Korinther 1,21). Dann besagt das weiße Kleid: Mit ihrem Tod für Christus sind die Martyrer vollkommen in die Christusgemeinschaft gelangt, die in der Taufe schon begonnen hat. Weiß ist sozusagen die Farbe, die die Welt  Gottes und Jesu Christi (man denke z. B. an die weiße Gewandung Jesu bei der Verklärung in Markus 9,3) und die Welt der in Gemeinschaft mit ihnen Lebenden verbindet. 

Auch ohne eine wirkliche Verfolgungssituation bleibt die Frage, die sich aus der Vision des Johannes ergibt, aktuell: Wieviel Kompromissbereitschaft mit der Welt erlaubt der christliche Glaube? Die Sonntagskultur wäre nur ein Beispiel, das aber sofort zeigt dass es keine einfachen Antworten gibt.

Kunst etc.

Gerhard Fugel, Offenbarung 7,9: Große Schar (1933), gemeinfrei Commons Wikimedia
Gerhard Fugel, Offenbarung 7,9: Große Schar (1933), gemeinfrei Commons Wikimedia

Gebhard Fugel (1863-1939) gründete 1890 die "Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst" und galt seit seinem Gemälde "Christus heilt Kranke" (1884/85) als bedeutender Maler christlicher Motive. Beeinflusst von der Historienmalerei und dem Nazarenerstil wurden großflächige biblische Gemälde, besonders für Kirchen, seine Spezialiät. Zu ihnen gehören auch die 25 Fresken-Entwürfe zur Apokalypse aus dem Jahr 1933 (aufbewahrt in der Klosterkirche von Scheyern), denen das ausgewählte Beispiel entstammt.

Das Gemälde erinnert mit seiner Vignette, in die der Thronende und das Lamm eingezeichnet sind, an das Heilig-Geist-Fenster im Peters-Dom von Rom. Um diese leuchtende Mitte herum sind kunstvoll wie in von innen nach außen wachsenden Kreisen die verschiedenen himmlischen Gruppen arrangiert: von den vier Wesen (in rot) und den Ältesten (in gebeugter Haltung vor dem Thron) über die Unzähligen in weißen Gewändern (in Prozession seitlich schreitend) bis zu den Hundertvierundvierzigtausend (in farbigen Gewändern mit zum Lobpreis erhobenen Armen). 

Dass die weiß Gekleideten "aus der großen Bedrängnis kommen" (Vers 14), lässt die Ästhetik des Bildes völlig vergessen. Um so wichtiger ist es, den biblischen Text selbst nachzulesen, der die Gegenwart und ihre Gewalttätigkeit nicht verdrängt - auch wenn er vom Himmel spricht.