Lesejahr C: 2021/2022

Evangelium (Lk 19,1-10)

191Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt.

2Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war reich.

3Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt.

4Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste.

5Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben.

6Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.

7Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.

8Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.

9Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.

10Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Überblick

Hier bleibe ich und kann nicht anders! Die bekannte Erzählung vom Zöllner Zachäus, der auf einen Baum stieg, um Jesus zu sehen, erzählt mehr über die Sehnsucht Gottes als über die Neugier eines Menschen.

1. Verortung im Evangelium
Der Schauplatz der vorliegenden Episode aus dem Lukasevangelium (Lk) ist die Stadt Jericho im Nordosten von Jerusalem. Seit Lk 9,51 wissen die Leser des Evangeliums, dass Jerusalem das Ziel der Reise Jesu sein wird. Jericho ist die letzte Stadt, die auf dem Weg nach Jerusalem Schauplatz einer eigenen Erzählung ist. Unmittelbar vor der Station in Jericho hatte Jesus seinen Jüngern das dritte Mal angekündigt, dass sich in Jerusalem die Schrift erfüllen werde und er leiden und auferstehen werde (Lk 18,31-34). Auf dem Weg hinein in die Stadt heilte Jesus einen Blinden (Lk 18,35-43). An die Erzählung von Zachäus schließt sich das Gleichnis vom anvertrauten Geld an (Lk 19,11-27) und die Vorbereitungen auf den Einzug nach Jerusalem (Lk 19,28-40).

 

 

2. Aufbau
In Lk 19,1-10 kommen zwei unterschiedliche Erzählformen zusammen. Zum einen steht der Zöllner Zachäus im Mittelpunkt (Verse 2-6), zum anderen führt Jesus ein Streitgespräch mit Kritikern (Verse 7-10). Beide Geschichten sind durch die Kritiker, „die das sahen“, miteinander verbunden, so dass sich Jesu Worte in den Versen 9-10 auf beide Situationen beziehen. Vers 1 ist eine klassische Einführung in die Szene.

 

 

3. Erklärung einzelner Verse
Verse 1-2: Die Einführung in die Szene gibt einen kleinen versteckten Hinweis, der für das Verständnis von Vers 4 hilfreich ist. Denn das Durchschreiten der Stadt lässt auf eine absehbare Route schließen, so dass Zachäus erfolgreich antizipieren kann, an welchen Stellen Jesus vorbeikommen wird.

Die Vorstellung des Zachäus erfolgt anhand von drei Merkmalen. Das erste Merkmal ist der Name, dieser auf eine für Lukas typische Weise eingeleitet. In ähnlicher Form werden auch Zacharias in Lk 1,5, Josef von Arimathäa in Lk 23,50 oder Timotheus in Apostelgeschichte 16,1 vorgestellt. Wichtiger als der Name sind jedoch die beiden weiteren Merkmale: Die Charakterisierung als „oberster Zollpächter“ weckt beim Leser des Evangeliums direkt Erinnerungen an andere Erzählungen, in denen Zöllner eine wichtige Roll spielten. Zuletzt erzählte Jesus das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner (Lk 18,9-14). Immer wieder war seine Nähe zu den Zöllnern als Sündern Thema seiner Kritiker, so beispielsweise in der Erzählung vom Zollpächter Levi (Lk 5,27-32). Das Merkmal „reich“ führt zu einem ebenso präsenten Thema der lukanischen Jesusgeschichte: Reichtum. Es wird in konkreten Begegnungen (Jesus und der reiche Mann Lk 18,18-25), aber auch in Bildworten Jesu thematisiert (die Ernte eines reichen Mannes Lk 12,16-21). Während Jesus als „Freund der Zöllner“ (Lk 7,34) bezeichnet wird, ist sein Blick auf den Reichtum eher kritisch. Es werden in der Figur des Zachäus also zwei Themen des Lukasevangeliums zusammengeführt, die eigentlich nicht zusammenzupassen scheinen.

 

Verse 3-4: Zachäus ist gekennzeichnet durch eine Neugier Jesus gegenüber, die zunächst einmal als Interesse, ihn „zu sehen“ beschrieben wird. In vergleichbarer Weise wird das Interesse das Interesse des jüdischen Machthabers Herodes Antipas in Lk 9,9 dargestellt. Auch er will genauer wissen, was von Jesus erzählt wird und möchte ihn sehen. Zachäus steht bei seinem Vorhaben die Menge im Weg. Damit dürften nicht nur die Schaulustigen in Jericho gemeint sein, sondern auch diejenigen, die Jesus auf seinem Weg begleiten.
Zachäus bleibt weiter initiativ, er sucht sich entlang des Weges eine Stelle, von der aus er Jesus sehen kann. Um diese Stelle einnehmen zu können, muss der Weg Jesu antizipierbar sein (vgl. Vers 1). 
Der Baum, auf den Zachäus klettert, hat eine mehrfache Funktion: er hilft Zachäus bei seinem Vorhaben, weil seine geringe Körpergröße überwunden wird, er lässt ihn in einer gewissen Distanz zum Geschehen warten und er hilft dabei gesehen zu werden.

 

Verse 5-6: Mit Vers 5 wechselt das Augenmerk der Erzählung hin zu Jesus. Er erblickt Zachäus auf dem Baum, spricht ihn an und lädt sich selbst in dessen Haus ein. Die dabei verwendeten Begriffe „heute“, „müssen“ und „bleiben“ weisen über die Erzählung hinaus in das Ganze des Evangeliums. „Heute“ wurde zuvor nur ein einziges Mal in Jesu Worten verwendet. In Lk 4,21, in der Synagoge in Nazareth, leitet Jesus mit dem Satz „heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ seine Auslegung des Jesaja-Wortes ein. Es spricht vom Anbruch der Heilszeit und die klare Identifizierung dieser Zeit als „gekommen“ leitet das gesamte Wirken und Verkündigen Jesu im Evangelium ein. Das Hilfsverb „müssen“ findet im Lukasevangelium besonders dann Verwendung, wenn ein Ereignis als wichtiger Bestandteil der Sendung Jesu zu den Menschen und als Gottes Heilsplan hervorgehoben werden soll. So „muss“ Jesus das Reich Gottes verkünden (Lk 4,43) und er „muss“ leiden und auferstehen (Lk 9,22 u.a.). Wenn auch hier vom „müssen“ die Rede ist, wird damit die Begegnung mit Zachäus Bestandteil des Sendungsauftrages Jesu! Zugleich verweist das Wort „bleiben“ im lukanischen Doppelwerk (Evangelium und Apostelgeschichte) immer wieder auf Momente der Begegnung mit der Heilswirklichkeit Gottes. So sollen die ausgesandten Jünger dort „bleiben“, wo man sie aufnimmt und das Reich Gottes verkünden (Lk 10,7-9) und Jesus „bleibt“ in Emmaus und ermöglicht den beiden Jüngern dort die Erkenntnis der Realität der Auferstehung (Lk 24,29). Interessanterweise wird das Verb auch in Kontexten verwendet, in denen sich die Wirklichkeit Gottes für die Umstehenden womöglich nur indirekt zeigt. So zum Beispiel am Ende der Apostelgeschichte, wenn der Apostel Paulus allen, die ihn in seiner Gefangenenwohnung besuchen, das Reich Gottes verkündet (Apostelgeschichte 28,30-31).

Zachäus nimmt Jesus freudig bei sich auf, so berichtet Vers 6. Wie genau die Gastfreundschaft und Begegnung aussieht, darüber wird jedoch nichts berichtet.

 

Vers 7: Während sich die Zachäusgeschichte mit Vers 6 ins Haus verlagert hat, verweilt das Augenmerk des Evangelisten noch etwas bei den Menschen vor der Tür. Vers 7 ist zugleich die Überleitung hin zu dem Gespräch zwischen Jesus und denjenigen, die hier vor der Türe stehen.
Ohne die Gruppe näher zu charakterisieren wird berichtet, dass „alle, die das sahen“, eine Reaktion zeigen. Das Einkehren bei Zachäus findet also nicht heimlich statt, sondern vor den Augen anderer. Die „Empörung“, die sich nun breit macht – besser würde man „murren“ übersetzen – findet sich wortwörtlich auch an zwei weiteren Stellen, an denen Jesu Haltung zu Zöllnern und Sündern thematisiert wird: In Lk 5,30 gilt die Empörung der Tatsache, dass Jesus beim Zöllner Levi einkehrt. In Lk 15,2 wollen Zöllner und Sünder Jesus hören. In beiden Fällen sind es die Schriftgelehrten und Pharisäer, die sich echauffieren. Ob der Evangelist an dieser Stelle auf die explizite Identifizierung der Kritiker verzichtet, weil er deutlich machen will, dass nicht nur diese das Verhalten Jesu kritisieren, muss offen bleiben. Ganz sicher ist jedoch, dass Lukas die Begegnung mit Zachäus in eine Reihe stellt mit den Streitgesprächen zwischen Jesus und Pharisäern und Schriftgelehrten. Dies zeigt sich auch an anderen Berührungspunkten zwischen der vorliegenden Geschichte und Lk 5,27-30 und Lk 15.

 

Vers 8: Die Erzählung springt wieder zu Zachäus und damit ins Haus zurück. Ohne dass der Leser mehr über die Begegnung zwischen Jesus und Zachäus erfährt, wird er Zeuge, welche Folgen sie hat. Die Ankündigung des Zachäus, die Hälfte seines Vermögens den Armen zu geben und das zu viel geforderte Geld vierfach zurückzuerstatten, erinnert an die Forderung Johannes des Täufers in Lk 3,14. Gemäß der Predigt des Täufers bringt Zachäus „Früchte“, die seine innere Umkehr anzeigen. Dass dieser Anklang an Johannes den Täufer und seine Forderungen bewusst gewählt sind, zeigt sich auch in dem Ausdruck „Kinder Abrahams“, der in Lk 3,8 und gleich in Vers 9 Verwendung findet.
Verglichen mit anderen Geschichten, in denen die Umkehr und der Reichtum eine Rolle spielt, ist der Verzicht des Zachäus eher „gering“. Von Levi wird berichtet, dass er „alles“ verließ (Lk 5,28) und ihm nachfolgt und Gleiches fordert Jesus auch gegenüber dem reichen Mann in Lk 18,22, der nach dem ewigen Leben fragt. Zachäus jedoch bleibt in seinem Leben, er verschenkt nicht alles, was er hat, und tritt auch nicht in die Nachfolge ein. Und dennoch gilt ihm das Heilswort Jesu in Vers 10.

 

Verse 9-10: Die Worte Jesu sind Antwort an Zachäus und zugleich Antwort an die Kritiker der Situation. Dabei werden mit „heute“ und „diesem Haus“ zwei Begriffe aus der Selbsteinladung Jesu in Vers 5 wieder aufgenommen. Weil die Heilszusage Jesu nicht an die Ankündigung des Zachäus anknüpft, sondern an Jesu eigene Worte, ist der Zuspruch auch nicht an das Handeln des Zöllners, sondern einzig an das Handeln Jesu gebunden. Zachäus wird das Heil geschenkt, weil er Sohn Abrahams ist und damit zu Gottes erwähltem Volk gehört. Er ist einer von denen, denen immer schon Gottes Verheißung galt. Den Begriff des „Heils“ verwendet Lukas im Evangelium nur hier und im Benediktus, dem Lobgesang des Zacharias in Lk 1,68-79 über die Geburt seines Sohnes, Johannes‘ des Täufers. Das zentrale Thema dieses Lobgesangs ist die Verheißung Gottes an sein Volk Israel und die Treue Gottes zu seiner Zusage. Ganz bewusst möchte Lukas an diese Zusicherung Gottes und die Hoffnung Israels anknüpfen, wenn er hier den Begriff „Heil“ wiederverwendet.
Jesu deutender Satz am Ende nimmt daher den Begriff des Heils auch noch einmal in anderer Form auf. Denn das Verb „retten“ (sózein, griechisch σώζειν) ist verwandt mit „Heil“ (sótéria, griechisch σωτηρία). Zugleich erinnert der Satz an das Wort „müssen“ aus Vers 5. Es gehört zur Sendung Jesu „zu suchen und zu retten, was verloren ist“. Das Verlorene ist hier, wie auch schon in den Gleichnissen im Kapitel 15 (verlorenes Schaf, verlorene Drachme, verlorener Sohn) der Sünder. Auch dort findet genau diese Umformulierung statt. Das Streitgespräch zwischen Jesus und den Pharisäern und Schriftgelehrten über die Zöllner und Sünder, die zu Jesus kommen, beantwortet er mit den drei Gleichnissen, in denen es um die Freude über das Wiederfinden des Verlorenen geht. In der Erzählung aus Jericho ist Zachäus der Verlorene, zudem Jesus gesandt ist, um ihn zu suchen und zu retten.

Auslegung

„Heute muss ich in deinem Haus bleiben!“ – sich mit diesen Worten selbst bei jemandem einzuladen, ist mehr als ungewöhnlich. Vor dem Hintergrund der Stellung der Erzählung im Gesamtkontext des Evangeliums und den programmatischen Worten, mit denen die Erzählung endet, wird der eindringliche Wunsch Jesu jedoch verständlicher.

Jesu Zeit neigt sich dem Ende zu. Im Verlauf des Evangeliums folgt auf die Begegnung mit Zachäus fast unmittelbar der Einzug in Jerusalem. Damit ist Jesu Weg durch die Dörfer und Städte vorbei und die Ereignisse in Jerusalem werden ihren bekannten Lauf nehmen. In Jerusalem wird Jesus seine Sendung vollenden, wer wird tun, was er tun „muss“ (Lk 9,22), er wird leiden, sterben und auferweckt werden. Wie das Leiden, Sterben und Auferstehen gehört aber auch das Verkündigen des Reich Gottes zu seiner Sendung, auch das „muss“ er tun (Lk 4,43). Hier in Jericho nun, zeigt sich der dritte unabdingbare Teil der Sendung Jesu. Er „muss“ bei Zachäus bleiben. Nicht um dort ein paar schöne Stunden zu verbringen oder seinen Kritikern zu zeigen, dass er mit Sündern befreundet sein kann. Er bleibt bei Zachäus, weil er nicht anders kann. Er muss das Verlorene suchen und retten! Nur gemeinsam ergeben die Worte Jesu aus Vers 5 und 10 wirklich Sinn. Die Notwendigkeit bei Zachäus zu bleiben, ergibt sich aus der Sehnsucht Jesu zu suchen und zu retten. Im Hintergrund dieses Wortes aus Vers 10 steht ein Satz aus dem Buch des Propheten Ezechiel. Dort spricht Gott seinem Volk eine Verheißung zu: „Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen, das Verletzte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräftigen.“ (Ezechiel 34,16) Und diese Verheißung Gottes wird in seinem Sohn „heute“ für Zachäus Realität. Indem der Evangelist Lukas in der Zachäuserzählung und in der Erzählung aus der Synagoge in Nazareth (Lk 4,16-22) jeweils ein Prophetenwort und damit eine Verheißung Gottes mit dem Begriff „heute“ kombiniert, betont er die Bedeutung des Geschehens. In Nazareth wie in Jericho wird durch das Handeln Jesu Gottes Wirklichkeit sichtbar. In Nazareth ist es die Verheißung aus dem Buch Jesaja, den Armen die frohe Botschaft zu bringen, den Gefangenen Entlassung zu verkünden und den Blinden das Augenlicht zu öffnen. Hier in Jericho geht es um die Verlorenen, Vertriebenen, Verletzten und Kranken, die durch das Ezechielwort in den Blick kommen. Die verbindende Botschaft von Nazareth bis Jericho ist: Gott nimmt sich der Schwachen an, er kümmert sich, er schenkt Heilung. Und Jesus als Gottes in die Welt gesandter Sohn, er zeigt von Nazareth bis Jericho und am Ende bis Golgotha, dass diese Verheißung stimmt. Er lässt sie Wirklichkeit werden. Interessanterweise wird auch am Kreuz das Wort „heute“ noch einmal von Jesus selbst verwendet, wenn er dem Mitgekreuzigten zusichert: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43).

Die Erzählung vom Zöllner Zachäus gibt der Verheißung Gottes aber noch eine besondere Note. Denn mit Zachäus haben wir keine Person vor uns, die ihr Leben von jetzt auf gleich vollkommen verändert. Zachäus verlässt sein Leben nicht, er gibt auch nicht radikal sein ganzes Vermögen weg. Er tut das, was ihm möglich ist und vor allem, er verändert sich. Zachäus lässt sich von Jesus in Bewegung bringen, diese Bewegung ist nicht so radikal wie die eines Levi oder die des Petrus, die beide sofort alles liegenlassen und mit Jesus mitgehen. Die Verheißung Gottes gilt aber auch diesem Zachäus, genau so und in gleichem Umfang wie allen anderen. Weil die Verheißung nicht an eine Leistung geknüpft ist, sondern zunächst mal eine Sehnsucht Gottes für den Menschen. Nicht das Weggeben der Hälfte des Vermögens ist der Grund für die Zusage Jesu in Vers 9 und 10, sondern die Tatsache, dass Jesus ihm begegnet, dass er ihn gefunden hat. Jesus hat den Verlorenen auf seinem Baum erblickt, er hat ihn angeblickt und ist bei ihm geblieben. Und Zachäus hat sich finden lassen, er hat Jesus aufgenommen und sich durch die Begegnung „retten“ lassen. Einfach so, bloß weil Jesus bei ihm blieb. 
Die Begegnung mit Jesus aber hinterlässt Spuren und so bringt sie auch bei Zachäus eine Umkehr, eine Veränderung mit sich. Jesus schenkt seine heilbringende Gegenwart und die bleibt auch dann, wenn er fortgeht. So ist das Wort vom „Bleiben“ im Lukasevangelium zu verstehen. Ob Zachäus hier, die Menschen, zu denen die Jünger in den Dörfern und Städten gesandt sind (Lk 10) oder die Jünger in Emmaus – sie alle erleben für einen Moment Gottes Wirklichkeit in der Begegnung mit Jesus oder seinen Gesandten und diese Wirklichkeit Gottes bleibt und verändert etwas.

Die Erzählung vom Zöllner Zachäus ist eine Geschichte über die Sehnsucht Gottes und seine Heilsverheißung. Sie ist aber auch eine Geschichte vom Suchen, Finden und sich Finden lassen und einer Begegnung, die bleibenden Eindruck hinterlässt.

Kunst etc.

Bleiglasfenster (Ausschnitt) in der katholischen Pfarrkirche Saint-Pierre in Neuilly-sur-Seine, Bayeux.