Lesejahr C: 2021/2022

2. Lesung (1 Kor 15,54-58)

54Wenn sich aber dieses Verwesliche mit Unverweslichkeit bekleidet und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Wort der Schrift:

Verschlungen ist der Tod vom Sieg.

55Tod, wo ist dein Sieg? / Tod, wo ist dein Stachel?

56Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz.

57Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch unseren Herrn Jesus Christus.

58Daher, meine geliebten Brüder und Schwestern, seid standhaft und unerschütterlich, seid stets voll Eifer im Werk des Herrn und denkt daran, dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist!

Überblick

Gott hat den Tod besiegt – Jesus Christus hilft, dieses Geheimnis zu verstehen.

1. Verortung im Brief
Die Verse 54-58 beenden das 15. Kapitel des 1. Korintherbriefs (1 Kor), das Paulus ganz der Frage nach der Auferstehung widmet.

 

2. Aufbau

Die Verse 54-47 führen die Argumentation des Paulus zu Ende. Er hat sich ausführlich mit den Anfragen der Korinther auseinandergesetzt, wie man die Auferstehung denken und verstehen kann. Mit Vers 58, der Schlussmahnung an die Gemeinde, führt er seine Gedanken zu Ende und gibt dem 15. Kapitel so einen Rahmen.

 

3. Erklärung einzelner Vers

Vers 54: Der Eingangsvers unseres Abschnitts spielt mit den Gegensätzen: „vergänglich – unvergänglich“ und „sterblich – unsterblich“ und wirkt im ersten Moment wie ein kleines Rätsel. Vergänglich und sterblich ist der Mensch aufgrund seiner Natur – der Körper ist nicht geschaffen, um ewig zu existieren. Und doch blickt Paulus voraus („wenn sich bekleidet“) auf einen Zeitpunkt, wo nicht mehr das Vergängliche und Sterbliche den Ausschlag gibt. Wenn Christus am Ende der Zeit wiederkommt, dann werden die Menschen aus ihrer Vergänglichkeit in die Unvergänglichkeit gehoben. Dann wird Christus, der den Tod überwunden hat, allen den Sieg über den Tod bringen.

 

Verse 54-55: Als Schriftbeweis für den Sieg über den Tod bringt Paulus zwei Prophetenzitate aus den Büchern Jesaja und Hosea. In Jesaja 25,8 heißt es: „Er hat den Tod für immer verschlungen und GOTT, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und die Schande seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde, denn der HERR hat gesprochen.“ Und beim Propheten Hosea 13,14: „Aus der Gewalt der Unterwelt sollte ich sie befreien? Vom Tod sollte ich sie erlösen? Tod, wo sind deine Seuchen? Unterwelt, wo ist dein Stachel? Meine Augen kennen kein Mitleid.“ Paulus zitiert aus dem Gedächtnis und aus der griechischen Übersetzung der alttestamentlichen Texte, der Septuaginta. Daher sind die Texte nicht ganz identisch.

Der „Stachel“ kann sowohl an die Stachelpeitsche eines Tiertreibers erinnern wie an den todbringenden Stachel des Skorpions.

 

Verse 56: Dieser Vers ist schwierig im Kontext zu deuten. Die Sünde als Teil der Vergänglichkeit und als etwas, das den Menschen vom Zustand der Vollkommenheit abhält, ist erklärbar. Das Gesetz hingegen kommt an dieser Stelle vollkommen kontextlos hinzu. Paulus vertraut offensichtlich darauf, dass die Gemeinde in Korinth seine Gedanken zum Gesetz kennt und kann daher hier nur in einem Nebensatz darauf zurückgreifen. Paulus nimmt das Gesetz, d.h. die alttestamentlichen Gesetzesforderungen, als „Hilfsmittel“ der Sünde war. Aus seiner Sicht kann es dazu verleiten, sich ganz auf das Erfüllen von Normen zu verlassen. Und dabei den Blick für die Barmherzigkeit Gottes und das Handeln an Freunden und Feinden wie Jesus es vorgelebt hat, zu verlieren.

 

Vers 57: Das Stichwort „Sieg“ führt zurück auf Vers 54. Gott hat in Jesus Christus, in seiner Menschwerdung, seinen Tod und seiner Auferstehung den Sieg über den Tod errungen. Für dieses erlösende Handeln Gottes durch seinen Sohn ist Gott Dank entgegen zu bringen.

 

Vers 58: Durch die erneute Anrede hebt Paulus sein Schlussstatement ab. „Standhaft“ und „unerschütterlich“ sollen sich die Korinther in das Leben der Gemeinde einbringen. Die Gemeinde ist das „Werk des Herrn“, denn am Ende ist es nicht der Apostel, der die Gemeinde zusammenruft und zusammenhält, sondern Christus selbst. Die „Mühe“, die die Korinther an den Tag legen, ist ihr Einsatz für das Evangelium, die Verkündigung des Wortes Gottes und das missionarische Zugehen auf die Menschen um sie herum.

Auslegung

Gott setzt die Gesetze der Natur nicht außer Kraft: Was vergänglich ist, muss vergehen und was sterblich ist, wird nicht aus sich heraus unsterblich. Der einzige Weg aus der Vergänglichkeit in das Unvergängliche ist der Glaube an Jesus Christus. Wer an ihn glaubt, sich auf seinen Tod taufen lässt, wird auch mit ihm zu ewigem Leben auferstehen. Denn so wie Christus den Tod überwunden hat und ihm den Schrecken, den Stachel, genommen hat, so kann auch den Gläubigen der Schrecken des ewigen Todes genommen werden. Sie werden auferweckt zu neuem ewigen Leben. Dies geschieht aber erst am Ende der Tage, wenn Christus wiederkommt. Mit dem einleitenden Satz und seiner zeitlichen Einordnung „wenn“ wird deutlich, dass Paulus hier nicht über etwas spricht, dass schon eingetreten ist, sondern um ein zukünftiges Ereignis. Deshalb schließt er seine Argumente rund um das Thema Auferstehung mit der Mahnung zu Standhaftigkeit und Unerschütterlichkeit ab. Es ist wichtig, sich der Verheißung zu ewigem Leben, im Alltag, im Leben des Glaubens, in der Verkündigung des Evangeliums als würdig zu erweisen.