Am Ziel angekommen, beginnt nicht der Kampf um das Land, sondern die Erfüllung der Gesetze Gottes. Israel ist im verheißenen Land angekommen und im Zentrum steht der Gottesdienst.
1 Verortung im Buch
Nachdem Israel den Jordan überschritten hat und somit im verheißenen Land angekommen ist (Josua 4) und bevor die eigentliche Landnahme beginnt, lassen sich die Israeliten auf Gebot Gottes von Josua beschneiden und treten somit sichtbar in den Bund mit ihren Gott gemäß Genesis 17 ein. Darauffolgt die erste kultische Feier im verheißenen Land (Josua 5,9-12).
2. Aufbau
Nach dem Gotteswort an Josua in Vers 9 tritt der Anführer in den Hintergrund. Er spielt keine Rolle in den folgenden kultischen Handlungen. Die Erzählung erstreckt sich über drei Tage, die den Übergang Israels aus der Wüstenwanderzeit hin zum Seßhaftwerden im eigenen Land verdeutlichen. Am Abend des ersten Tags feiert Israel die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten (Vers 10). Am nächsten Morgen isst das Volk erstmals von den Erträgen des Lande (Vers 11) und am darauffolgenden Tag gibt Gott kein himmlisches Manna mehr, „denn sie aßen in jenem Jahr von der Ernte des Landes Kanaan“ (Vers 12).
3. Erklärung einzelner Verse
Vers 9: Was ist die ägyptische Schande? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt die Erzählung nicht, sondern sie lässt zwei Möglichkeiten zu: (1.) Dass an diesem Tag Gott die ägyptische Schande von Israel gewälzt hat, bezieht sich zurück auf die zuvor erzählte Beschneidung Israels durch deren Anführer Josua auf Gebot Gottes (Verse 2-8). Gemäß Genesis 17 ist die Beschneidung das Zeichen des Bundes zwischen den Nachfahren Abrahams und dem Gott Israels. Die während der Wüstenwanderung geborene Generation war nicht beschnitten, sondern wurde es erst nach dem Eintritt ins verheißene Land. Diese Deutung vermag es jedoch nicht zu erklären, warum die abgewälzte Schande eine „ägyptische“ ist. (2.) Das verwendete hebräische Wort חֶרְפָּה (gesprochen: chärpa) wird im Alten Testament häufig verwendet, um die dem Volk Israel angetane Schmach und Schande auszudrücken, und kann auch Gespött und Hohn meinen. Mit diesem Wort könnte allgemein an die Situation Israels als versklavtes Volk in Ägypten gedacht werden. Somit wäre der Vers eine Überleitung zum ersten im eigenen Land gefeierten Pessach, wie es in den folgenden Versen beschrieben wird.
Verse 10-11: Mitten in der Dramatik der Auseinandersetzung Moses mit dem Pharao ergeht im Buch Exodus ein Kultgesetz. Noch bevor Gott sein Volk aus Ägypten hinausführt, befiehlt er den Israeliten und ihren Nachkommen in Zukunft das Pessachfest im Gedenken an die Befreiung aus dem Sklavenhaus zu feiern (Exodus 12,1-20). So beginnt mit diesem Fest der Auszug aus Ägypten und mit ihm endet die Wüstenwanderung ins verheißene Land. Auf die kultische Erinnerung an den Auszug aus Ägypten folgt durch das ebenso zum Fest gehörende Essen der ungesäuerten Brote das erstmalige Nutznießen des eigenen Landes. Das Volk ernährt sich von den „Erträgen des Landes“, von dem, was das verheißene Land für sie hervorgebracht hat, bevor sie selbst anfangen werden den Boden zu beackern. Israel ist am Ziel angekommen und dies wird auch sprachlich besonders hervorgehoben. Die Formulierung „an eben diesem Tag“ findet sich in der Bibel nur an entscheidenden Wegmarken der Heilsgeschichte: unter anderem als Noach die Arche in die Arche geht (Genesis 7,13) und als Abraham alle beschnitt, die zu ihm gehörten (Genesis 17,23 und 26) - und diese Formulierung markiert den Tag des Auszug aus Ägypten (Exodus 12,41).
Verse 12: Das Ausbleiben des Manna, der himmlischen Nahrung, die Israel auf seinem Weg durch die Wüste versorgte (siehe Exodus 16), verdeutlicht das Ankommen Israels im verheißenen Land. Anstatt durch Manna wird Israel fortan von den Erträgen des Landes leben können – der Brotersatz wird durch echtes Brot ersetzt.