Gewissheiten eines Apostels. Paulus formuliert an die Gemeinde in Philippi seinen Dank und gibt Einblick in das Leben eines Verkünders
1. Verortung im Brief
Der Apostel Paulus schreibt der Gemeinde von Philippi, der ersten Gemeinde in Europa, während er (wahrscheinlich) in Ephesus im Gefängnis sitzt. Paulus hat zu der Gemeinde eine besonders intensive Beziehung, nur von ihr lässt er sich auch finanziell unterstützen. Im Philipperbrief (Phil), der Korrespondenz zwischen Gemeinde und Apostel geht es sowohl um persönliche Anliegen und Vorhaben des Apostels als auch um die konkrete Situation der Gemeinde.
Die Verse sind dem unmittelbaren Briefschluss (vor den Grüßen und Segenswünschen entnommen). Im Abschnitt Phil 4,10-20 stellt Paulus noch einmal den Dank an die Gemeinde in den Mittelpunkt. Dabei knüpft er an die persönliche Verbundenheit zur Gemeinde an und nimmt noch einmal Bezug zu seinem aktuellen Schicksal der Gefangenschaft.
2. Erklärung einzelner Verse
Verse 12-14: Zum Verständnis dieser Verse ist Vers 11 hinzuzuziehen. Paulus versichert der Gemeinde hier, dass er in der Lage ist, sich in jeder Lebenssituation zurechtzufinden. Hieran schließt er die beiden Gegensatzpaare Hunger und Sattheit, Entbehrung und Überfluss an – sie stehen pars pro toto als Beispiele für die Lebenslagen, in den Paulus sich selbst in seiner Tätigkeit wiedergefunden hat. Dass er in Vers 13 Gott nicht direkt als Urheber der notwendigen Stärke in den verschiedenen Lebenslagen nennt, trägt zum feierlichen Ton dieser Verse bei.
Mit Vers 14 spricht der Apostel die Gemeinde noch einmal direkt an: Ihre Anteilnahme an seiner Bedrängnis ist ein für ihn wichtiges Zeugnis ihrer Verbundenheit. Mit der Bedrängnis ist sicher nicht nur die Situation des Gefangenseins gemeint, sondern auch die Tatsache, dass er schon in Verfolgung, Entbehrung etc. geraten ist. Die Verbundenheit zur Gemeinde besteht ja nicht nur aktuell, sondern ist über einen Zeitraum gewachsen.
Verse 19-20: Vor dem abschließenden Bekenntnis, das die Aufforderung zum Lobpreis Gottes einschließt. Spricht Paulus der Gemeinde die wohlmeinende Gegenwart Gottes zu. In Kombination mit den Versen 12-14 wird deutlich, dass Paulus diese Worte aus seiner eigenen Lebenserfahrung speist und nicht einfach nur einen frommen Wunsch formuliert.