Ein Brief bei Paulus fängt in der Regel anders an: mit Dank, Lob oder dem Aufbau guter Stimmung. Der unbekannte Verfasser des Epheserbriefs hingegen setzt ein mit einem gewaltigen Lobpreis Gottes - eine Art liturgischer Gesang (Eph 1,1-14). Davon erklingt in der Lesung zunächst die erste Strophe (Verse 3-6), die im Griechischen ein einziger Satz ist. Die Wahl des Lobpreises ist kein Zufall, denn dem Schreiber geht es im ganzen Brief u. a. um das Gebet als Grundhaltung. Sie entspricht der Liebe Gottes als dessen Grundhaltung (vgl. Vers 5).
Aus dieser "Segnung Gottes" (im Hebräischen, Griechischen und Lateinischen sind "segnen" und "preisen" ein und dasselbe Wort, das Deutsche unterscheidet: der Mensch "preist", während Gott "segnet" [beides in Vers 3]), schneidet die Lesung zwei Strophen heraus: den Anfang und die dritte Strophe (Verse 11-12). In ihr geht es um die Erwählung des Menschen von Gott her. Diese Vers-Auswahl rund um das Stichwort "Erwählung" (vgl. bereits Vers 4) erklärt sich aus dem Fest des Tages, an dem die Erwählung Marias im Mittelpunkt steht. Ausgelassen sind die zweite und vierte Strophe (Verse 7-10 und 13-14), in denen es um das Thema "Erlösung durch Christus" geht.