Von Nachfolgern und Vorgängern. Die Geschichte Jesu ist nicht vollständig ohne die kraftvollen Zeugen der Geschichte Israels mit seinem Gott.
1. Verortung im Buch
Mit dem 13. Kapitel beginnen in der Apostelgeschichte (Apg) die Reisen zur Verkündigung der Botschaft Jesu, auch Missionsreisen genannt. In ihrem Zentrum steht der Apostel Paulus, dem der Auferstandene in einer Vision begegnet war. Nach diesem Erlebnis möchte Paulus, der zuvor die Christen verfolgte, nun mit aller Kraft die Botschaft von Jesus als dem Sohn Gottes weitertragen.
Zu Beginn des 13. Kapitels werden Barnabas und Paulus durch den Heiligen Geist auserwählt und von der Gemeinde in Antiochia ausgesendet; die erste Missionsreise beginnt. In Antiochia in Pisidien, der zweiten Station dieser Reise, wird Paulus in der Synagoge gebeten, ein Wort des Zuspruchs an die Anwesenden zu richten.
Die Lesung gibt einen Teil der Verkündigung des Paulus wieder.
2. Aufbau
Vers 16 ist die Einleitung zur gesamten Rede des Paulus in der Synagoge. Die Verse 22-25 nehmen Bezug auf Ereignisse und vor allem Personen aus der Geschichte Israels. Vers 26 stellt eine Art „Pause“ oder Zwischenfazit des Paulus dar, bevor der zweite Teil seiner Verkündigung beginnt.
3. Erklärung einzelner Verse
Vers 16: Normalerweise saß der Prediger bei seinen Ausführungen (vgl. Lukasevangelium 4,20), hier jedoch steht Paulus auf, um zu sprechen. Er folgt damit den Gewohnheiten in den Synagogengemeinden in der Diaspora, also dort, wo die Juden in einem nicht-jüdischen und hier vor allem griechischen Umfeld beheimatet waren.
In der Synagogengemeinde sind nicht nur Juden, sondern auch „Gottesfürchtige“ also Menschen, die sich für den jüdischen Glauben interessieren, aber selbst keine Juden sind.
Vers 22: David wird König nachdem Saul, der hier nicht namentlich erwähnt wird, verworfen wurde, also bei Gott in Ungnade gefallen war. David aus dem Geschlecht Isais, wird mit einem Zitat aus dem 1. Buch Samuel als „Mann nach seinem Herzen“ (1 Sam 13,14), also nach dem Gefallen Gottes beschrieben.
Vers 23: Lukas, der Autor der Apostelgeschichte, knüpft nun an die Verheißung über David an, dass aus seinem Geschlecht ein ewiges Königtum hervorgehen wird (2. Buch Samuel 7,12-16). Die Herkunft Jesu aus dem Hause Davids wird unter anderem in der Szene der Verkündigung der Geburt Jesu (Lukasevangelium 1,26), aber auch in der Geburtsgeschichte (Lukasevangelium 2,4) betont. Damit soll deutlich gemacht werden, dass sich in Jesus die Verheißung eines Retters aus dem Volk Israel erfüllt.
Verse 24-25: Nach der Verknüpfung zwischen David und Jesus gibt es einen zeitlichen Sprung zurück. Denn nun wird die Verkündigung Johannes‘ des Täufers und die Aufforderung zur Umkehrtaufe in den Blick genommen. Das „Vollenden des Laufs“ qualifiziert die Tätigkeit des Johannes einerseits als eine „vorlaufende“ vor dem Auftreten eines anderen. Andererseits kommt mit dem Wort der „Vollendung“ auch zum Ausdruck, dass hier eine Sendung bzw. ein Auftrag Gottes zugrunde liegt.
Der Hinweis auf den kommenden Größeren ist auch im Lukasevangelium in der Verkündigung des Johannes zu finden (Lk 3,2b-16). In einem Vergleich setzt Johannes sich selbst ins Verhältnis zu dem, der nach ihm kommt. Das Bild vom Lösen der Riemen beruht auf einer sozialen Kategorie: Es handelt sich um eine typische Sklaventätigkeit. Doch nicht einmal dazu sieht sich Johannes der Täufer im Hinblick auf Jesus berufen. Er selbst tauft mit Wasser und lädt ein, das Verhalten zu ändern und das Leben neu auszurichten. Jesus aber tauft mit dem Heiligen Geist, Zeichen der Nähe, der Sendung und Rettung. Und zugleich tauft er mit Feuer, Zeichen des Gerichts. Der qualitative Unterschied zwischen Johannes dem Täufer und Jesus liegt in der Vollmacht Jesu, die Heil und Gericht zugleich umfasst.
Vers 26: Paulus setzt noch einmal neu an. Die Anrede „Söhne aus Abrahams Geschlecht“ ruft bewusst die gemeinsame Herkunft des Paulus und der anwesenden Juden in Erinnerung. Genau an diese „Söhne Abrahams“ und die „Gottesfürchtigen“ ist die Verheißung ergangen und nun in Jesus Christus Realität geworden. Im ursprünglichen Kontext setzt Paulus nun ab Vers 27 mit einer Darstellung der Geschichte Jesu fort.