Lesejahr B: 2023/2024

Evangelium (Mt 2,13-18)

13Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.

14Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten.

15Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.

16Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er sandte aus und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte.

17Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist:

18Ein Geschrei war in Rama zu hören, / lautes Weinen und Klagen: / Rahel weinte um ihre Kinder / und wollte sich nicht trösten lassen, / denn sie waren nicht mehr.

Überblick

Die blinde Wut eines Mächtigen, der spürt, das seine Macht ein Ende haben wird und der Schutz des Gottes Sohnes.

1. Verortung im Evangelium
Der Abschnitt schließt an den Besuch der Sterndeuter im Stall von Bethlehem an und nimmt Bezug auf die erste Begegnung zwischen Herodes und den Sterndeutern (Matthäusevangelium (Mt) 2,7-8).

 

2. Aufbau
Der Text besteht aus zwei inhaltlichen Schwerpunkten: Zum einen das Erscheinen des Engels bei Josef und die Flucht nach Ägypten. Zum anderen die Rachsucht des getäuschten Herodes, der die Kinder töten lässt.

 

3. Erklärung einzelner Verse
Vers 13: Ägypten als Zielort der Flucht ist doppelt geprägt: Zum einen ist es heidnisches Land, in das Jesus als Kind fliehen muss.  Zum anderen ist Ägypten aus dem Alten Testament bekannt als Zufluchtsort und als Ort, von dem aus das wichtige und prägende Rettungshandeln Gottes im Exodus ausgeht.

 

Vers 15.18: Der Evangelist Matthäus baut in diesen Abschnitt zwei alttestamentliche Zitate ein. Er möchte hier wie an vielen anderen Stellen des Evangeliums deutlich machen, dass sich in der Geschichte Jesu die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel fortsetzt und Ankündigungen Realität werden. Diese Form der Zitate werden auch Erfüllungszitate genannt, weil sie verdeutlichen, wo sich in der Geschichte Jesu Weissagungen des Alten Testaments zu erfüllen scheinen.

Das Zitat in Vers 15 stammt aus dem Buch Hosea. Matthäus nutzt den Text in der hebräischen Version, also nicht in der griechischen Übersetzung, die er sicher auch im Ohr hat. Allerdings bereitet das Zitat insofern Schwierigkeiten als es vom Rufen des Sohnes "aus" Ägypten spricht, obwohl es zunächst einmal um die Flucht nach Ägypten geht. Vermutlich war Matthäus die Anwendung des Titels Sohn auf Jesus einerseits wichtig und andererseits der Anklang an die Exodusgeschichte und das Herausrufen des Volkes aus Ägypten.

Das Zitat in Vers 18 stammt aus dem Buch Jeremia. Matthäus greift dabei jedoch auf unterschiedliche griechische Überlieferungen und den hebräischen Text zurück und stellt damit das Zitat neu zusammen.

Auslegung

Zwei wichtige Grundaussagen finden sich in den beiden kurzen Erzählungen: Das Geschick Jesu ist gelenkt von Gottes Hand und das Leben Jesu ist von Anfang an bedroht.

Der Engel als Bote Gottes weist Josef und seiner Familie den Weg nach Ägypten und weg von der Bedrohung. Die "Rettung des Königskindes" ist ein bekanntes literarisches Motiv (zum Beispiel Mose, aber auch Romulus und Remus, die späteren Gründer Roms) und spielt auch in dieser Geschichte eine wichtige Rolle. Die Lebensgefahr bzw. der Plan, das Kind zu töten, macht deutlich, dass es sich um ein besonderes Kind handelt. Die Rettung beweist, das Kind steht unter besonderem Schutz. Diese Aspekte nimmt auch Matthäus auf, um die besonderer Situation des Jesusknaben darzustellen. Eben noch waren die Sterndeuter da, sie fallen auf die Knie, huldigen und bringen mit Geschenken ihre Freude und Ehrerbietung zum Ausdruck. Kaum sind sie fort, setzt die Bedrohung ein. Nur Gottes Führung und Schutz, die der Bote ausdrückt und Josef ausführen soll, bewahren das Kind vor dem Schicksal des frühen Todes. Wie schlimm die Bedrohung tatsächlich war, soll die Erzählung vom Kindermord des Herodes zum Ausdruck bringen. Seine Rache und die dahinter stehende Angst um den eigenen Bedeutungsverlust angesichts eines Neugeborenen lassen ihn zum Bösen schlechthin werden. Er fühlt als Erster im Matthäusevangelium, was sich dann schrittweise weiterentwickelt: Die Menschen und insbesondere die Mächtigen merken, dass Jesus alte Muster auf den Kopf stellt und den Vorrang der Macht Gottes vor aller menschlichen Vollmacht vorlebt und verkündet. In der Erzählung von Flucht und Kindermord zeigt sich diese Vormacht Gottes im Schutz des Kindes vor der unkontrollierten Macht des Herodes.

Kunst etc.

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