Der Baum ist tot. Im Garten vor dem Weißen Haus hatten der französische Präsident Emmanuel Macron und der amerikanische Präsiden Donald J. Trump als Zeichen der Partnerschaft eine junge Eiche aus einem nordfranzösischen Wald gepflanzt. Eigentlich ein Symbol für Kraft, Beständigkeit und für den Kampf, einschließlich des Sieges, überlebte die Eiche die zweifache Entwurzelung nicht: zuerst wurde sie aus einem Wald entnommen, in dem im Ersten Weltkrieg 2000 US-amerikanische Soldaten gefallen waren; und dann kurz nach der Einpflanzung wurde sie erneut ausgegraben, damit sie in die vorgeschriebene Quarantäne genommen werden konnte – in der die Eiche ...
Natur // Wissenschaft
Selig derjenige, der wählt
Papst Pius XII bezeichnete das demokratische Wahlrecht als eine Pflicht für jeden Wahlberechtigen: „Wer sich dessen enthält, insbesondere aus Gleichgültigkeit oder Feigheit, begeht an sich eine schwere Sünde, lädt eine tödliche Schuld auf sich.“ Desinteresse an der eigenen Zukunft, fehlender Wille zum Gestalten der Gesellschaft und eine Frustration über politische Entscheidungsprozesse können dazu führen, dass der eigenen Stimme bei Wahlen keine Bedeutung zugemessen wird. Solche Perspektiven sind aber zutiefst egoistisch. Sie blenden nicht nur das eigene Wohl, sondern auch das Wohl der anderen Menschen völlig aus. ...
Politik // Wirtschaft
Selbsttötung und Bibel
Wenn der Lebensdrang zum Todeswunsch wird, ist dies keine Straftat. Der Suizid – ein lateinisches Lehnwort, das nichts anderes bedeutet als „Tötung seiner selbst“ – ist auch kein rein abstraktes moralisches Problem, das es in der Ethik zu durchdenken gilt. Die Vernichtung des eigenen Lebens durch die eigene Hand ist eine Handlung eines individuellen Menschen, der oder die sich aufgrund von subjektiv oder objektiv erfahrenem Leid den Tod wünscht. Der Tod ist hier kein Endpunkt im Jenseits, sondern er ragt schon mitten ins diesseitige Leben hinein. Das Leben wird unerträglich. ...
Et // cetera
Weltherrschaft!
Während die einen mit erhobenem Zeigefinger die Schule schwänzen, diskutieren die anderen, ob dies eine gerechtfertigte Form des zivilen Ungehorsams ist. Und die Antwort ist: Nein, es geht nicht darum, sondern um das Klima – aber das könnte man ja bei aller Aufregung fast vergessen. Was wäre es für ein Fanal, wenn sich die Zukunft der Gesellschaft in ihrer Freizeit für die Rettung der Welt engagieren würde! Was für ein Zeichen des Aufbruchs, wenn die Führer der Gesellschaft sich an die selbstgesetzten Ziele des Pariser Klimaabkommens halten würden! Es ist an der Zeit zu herrschen! Macht Euch die Erde untertan! ...
Politik // Wirtschaft
Die dienende Frau
Es gibt dieses alte, christliche an Maria ausgerichtete Leitbild der als Mutter und Ehefrau – im Endeffekt Männern – dienenden Frau. Maria hat nicht ihre Selbstverwirklichung gesucht, sondern zum Engel Gabriel gesprochen:
"Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du gesagt hast." (Lukas 1,38)
Doch die Gottesgebärerin, die von Paulus namentlich nicht einmal erwähnt wird, hat sich vollends zur Dienerin nicht eines Menschens, sondern Gottes gemacht. Und ihr Sohn Jesus dankt für ihre Sorge mit den abweisenden Worten:
"Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? ...
Politik // Wirtschaft
Religion // glauben
We will rock you!
Es ist anscheinend eine Schlagzeile wert: „Ordensfrauen rocken zu Queen-Song – Luftgitarre inklusive“. Ordensschwestern haben Spaß am Leben, klatschen rhythmisch zu einem Rocksong und eine von ihnen spielt die Luftgitarre. Millionen Menschen gucken sich dies als Video an und gläubige Christen teilen das Video munter in den sozialen Netzwerken – ganz so als sei es etwas Besonderes. Dass dieses Video unter Nicht-Christen Stereotypen aufbricht, lässt sich nachvollziehen. Aber warum begeistert es gläubige Christen? Bedeutet der christliche Glauben nicht Lebensfreude? Sind Ordensschwestern zur meditativen Traurigkeit verdammt? ...
Religion // glauben
Frohes Fest der Beschneidung
Gott ist Jude geworden. Gemäß den jüdischen Vorschriften wurde Jesus am 8. Tag nach seiner Geburt in Betlehem beschnitten – und das gilt es zu feiern. Bis 1969 wurde in der katholischen Kirche am 1. Januar das Fest der Beschneidung des Herrn gedacht – denn es steht geschrieben:
"Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus …" (Lukas 2,21)
Gott ist nicht nur in einem konkreten, historischen Kontext Mensch geworden. Sondern er ist ein Angehöriger einer Gesellschaft, Kultur und Religion geworden – und hat doch zugleich alle Grenzen überschritten. ...
Religion // glauben
Jesus, einer der Sündenböcke
Uns ist ein Sündenbock geboren! So könnte man Weihnachten im Sinne des Religionsphilosophen René Girard feiern: Hat der freiwillige Tod Jesu die menschliche Gewalt kanalisiert zu einer allumfassenden Sündenvergebung? Diese theologische Frage rückt schnell in den Hintergrund, wenn man sieht, wie im Alltag immer neue Sündenböcke durch die Menschheitsgeschichte getrieben werden. Schuld sind doch am besten immer die Anderen – und wenn die Anderen auch noch die Fremden sind, dann lässt sich noch einfacher mit dem Finger auf sie zeigen. Die menschliche Gewalt zeigt sich immer wieder in unberechtigten Schuldzuweisungen. Schuld sind die Juden! ...
Religion // glauben
Besinnliche Konsumzeit
Die Adventszeit ist der verkaufsstärkste und finanziell bedeutendste Zeitabschnitt des Jahres. Der Konsum blüht – der Wirtschaft tut das gut, Arbeitsplätze werden gesichert, Freude wird gekauft und alles mischt sich mit dem Geschmack von Glühwein und Christstollen. Für den, der es sich leisten kann, gibt es keinen Grund, diese Zeit nicht zu genießen. Konsumkritik ist keine schöne Dekoration und passt weder zum Kerzenschein des Adventskranzes noch als Stern auf den Weihnachtsbaum. ...
Politik // Wirtschaft
Option für die Armen
Am vergangenen Sonntag, dem 18. November, wurde der 2. Welttag der Armen „gefeiert“. 2016, am Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, hatte Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben Misericodria et Misera diesen Tag eingeführt, „der den Gemeinden und jedem Getauften hilft, darüber nachzudenken, wie die Armut ein Herzensanliegen des Evangeliums ist und dass es keine Gerechtigkeit noch sozialen Frieden geben kann, solange Lazarus vor der Tür unseres Hauses liegt (vgl. Lukas 16,19-21)“. ...