Der Philemonbrief

Gruss und Dankgebet (Phlm 1-7)

11Paulus, Gefangener Christi Jesu, und Timotheus, der Bruder, an Philemon, unseren Geliebten und Mitarbeiter,

2und Apphia, die Schwester, und Archippus, unseren Mitstreiter, und die Gemeinde in deinem Haus.

3Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

4Ich danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich bei meinen Gebeten deiner gedenke.

5Denn ich höre von deinem Glauben an Jesus, den Herrn, und von deiner Liebe zu ihm und zu allen Heiligen.

6Ich bete, dass unser gemeinsamer Glaube in dir wirkt und du all das Gute in uns erkennst, das auf Christus gerichtet ist.

7Denn viel Freude und Trost hatte ich an deiner Liebe, weil durch dich, Bruder, das Innerste der Heiligen erquickt worden ist.

Überblick

Der Philemonbrief mit seinen 24 Versen ist so kurz, dass sich jede Unterteilung in Kapitel erübrigt. Trotz seiner Kürze folgt er dem regulären Briefmuster, das zurzeit des Paulus gerne verwendet wurde, mit den Elementen Gruß (Präskript), inhaltliches Vorwort (Proömium), eigentlicher Kerntext (Briefkorpus) und abschließender Segenswunsch mit Schlussgruß (zur genaueren Gliederung s. die Einleitung in den Brief).

Für die folgende Kommentierung sind Eröffnungsgruß (Verse 1-3) und Vorwort (Verse 4-7) zusammengefasst. Beide bewegen sich im Vorhof dessen, was Paulus eigentlich zu sagen hat.

Verse 1-2: Absender und Adressaten

a) Die Absender

Am Anfang eines antiken Briefes nennt sich immer der Absender und er spricht den/die Empfänger/in seines Schreibens an, an die er sich wendet. Die Ortsangabe wird man sich auf der Rückseite des Pergaments vorstellen müssen, so dass diese im zusammengerollten und versiegelten Zustand von außen lesbar war und durch die Botin/den Boten verlässlich überbracht werden konnte.

Der eigentliche Absender ist Paulus, der sich offensichtlich um seiner Christus-Verkündigung wegen im Gefängnis  befindet - in Ephesus oder in Rom. Der Brief lässt aus sich heraus keine eindeutige Verortung zu (zur Diskussion s. die Einleitung in den Brief und unter "Auslegung").

Wie auch immer, Paulus hat im Gefängnis als Gefährten seinen Begleiter Timotheus bei sich. Die Apostelgeschichte (Kapitel 16) informiert, dass er aus Lystra stammte und Sohn eines griechischen Vaters und einer judenchristlichen Mutter war. Paulus ließ ihn mit Rücksicht auf die Juden beschneiden (zu dieser Zeit wurde die Zugehörigkeit zum Judentum noch über den Vater weitergegeben). Als reiner Heidenchrist hätte er es offensichtlich bei der Missionsarbeit schwer gehabt. An diesem "Bruder" hängt erkennbar das Herz des Paulus. Der Begriff changiert an dieser Stelle zwischen "Glaubensbruder" und "Freund". So schreibt Paulus über Timotheus in Philipper 2,20-22: "20 Denn ich habe keinen Gleichgesinnten, der so aufrichtig um eure Sache besorgt ist; 21 denn alle suchen ihren Vorteil, nicht, was Jesu Christi ist. 22 Ihr wisst ja, wie er sich bewährt hat: Wie ein Kind dem Vater - so hat er mit mir zusammen dem Evangelium gedient." Dieser Timotheus also hilft Paulus offensichtlich, im Gewahrsam auszuharren. Am Brief selbst ist er wahrscheinlich nicht beteiligt.

 

b) Die Adressaten

Hauptadressat des Briefs ist ein gewisser Philemon (von griechisch phileín "lieben, Freund sein"), der offensichtlich sein Haus für die Versammlung einer christlichen Hausgemeinde (von vielleicht 20, maximal 30-40 Personen) zur Verfügung stellt. Damit darf Wohlstand bei ihm vorausgesetzt werden. Dass Paulus ihn nicht nur "Mitarbeiter" im Dienst für das Evanglium von Jesus Christus anspricht (möglicherweise hat Philemon auch selbst einige neue Christ(inn)en für die Gemeinde gewonnen, die er auf jeden Fall mit der Bereitstellung seines Hauses unterstützt), sondern als "Geliebten", kann als Zeichen besonderer Nähe verstanden werden. Vor allem aber spricht Paulus damit den Philemon  als an der allen gemeinsamen Liebe  Gottes Teilhabenden an, von dem auch entsprechende Liebe als Antworthandlung zu erwarten ist.

Bei Apphia denkt man in der Regel an die Frau des Philemon. Sie ist Glaubens-"Schwester", also ebenfalls Christin.

Ob Archippus deren gemeinsamer Sohn oder einfach ein Glied der Hausgemeinde ist, dessen Unterstützungsengagement in jedem Fall im Wort "Mitstreiter" anklingt, muss offen bleiben.

Zuletzt wird noch die gesamte Hausgemeinde als Adressat genannt. Damit ist klar, dass der Philemonbrief kein Privatschreiben ist, sondern vor den Ohren der zum Gottesdienst  versammelten Glaubensgemeinschaft vorgetragen werden soll. Da das sich durchziehende Thema des Briefes im Letzten die Praxis christlicher Liebe als eigentliche Bewährungsprobe des Glaubens ist, geht das, was Paulus dem Philemon zu sagen hat, alle an. Und natürlich gilt auch: Bei einer öffentlichen Verlesung des Briefes kann sich Philemon als Erstadressat den Wünschen des Paulus schwer entziehen - jedenfalls nicht ohne Ansehensverlust bei den Glaubensgeschwistern.

 

Vers 3: Segensgruß

Der doppelte Segensgruß mit der Bitte um "Gnade" und "Frieden" kommt in jedem Paulusbrief vor (Römer 1,7; 1 Korinther 1,3; 2 Korinther 1,2; Galater 1,3; Philipper 1,2; 1 Thessalonicher 1,1). Beide zusammen beschreiben den endzeitlichen Heilszustand, der in der Gemeinde schon jetzt Gestalt gewinnen soll. Dazu sind aber die Nennung des Urhebers, - nämlich Gottes, des Vaters - und des Garanten, - das ist der auferweckte,  zum Vater zurückgekehrte und von dorther für die Seinen wirkende Christus - unverzichtbar. "Gnade" umschreibt Gott als den Alles Schenkenden, "Friede" meint einen Zustand der Versöhntheit, den der Mensch sich selbst gar nicht schaffen kann.

 

Verse 4-6: Ein Wort des Dankes

Der Dank als Einleitung des sogenannten Proömium, also des Briefvorworts, das entweder Themenschwerpunkte des folgenden Schreibens vorwegnehmen oder eine Beschreibung der eigenen Lage, aber auch ein Gebet oder einfach eine Bereitung von Gewogenheit ("fishing for compliments") und Empfänglichkeit für sich anschließende Bitten sein kann, kommt bei Paulus öfters vor. Als ein Beispiel sei Römer 1,8 angeführt:

"Zunächst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, weil euer Glaube in der ganzen Welt bekannt gemacht wird."

Ähnlich steigt Paulus auch in 1 Korinther, 1,4 und Philipper 1,3 ein.

Man muss die Häufigkeit des Gebrauchs nicht als Floskel deuten.  Auch wenn Paulus sicherlich mit dem Dank den jeweiligen Adressaten  etwas schmeicheln will, so ist er doch ernst gemeint, denn bei jedem Adressaten stellt Paulus etwas Besonderes und Anderes heraus, für das er dankbar ist. Bei Philemon (Vers 4) sind es sein "Glaube" und seine "Liebe" zu Jesus Christus einerseits und zu  "allen Heiligen", also den Glaubensgeschwistern andererseits. 

Genau um diese beiden, "Glaube" (noch einmal in Vers 6; Vers 17 meint [Glaubens-]Gemeinschaft, auch wenn der Begriff "Glaube" nicht mehr ausdrücklich fällt) und "Liebe" (Verse 9 und 16), wird es in den folgenden Ausführungen des Briefes ganz zentral gehen, und zwar um den Glauben, der sich in der Liebe bewährt. 

Da scheint Philemon bislang schon Vorbildliches geleistet zu haben (Vers 5).

Nach dem großen Lob in Vers 5 überrascht die Bitte in Vers 6. Inhaltlich setzt sie im griechischen Text den Vers 4 fort: "4 ... wenn ich deiner gedenke bei meinen Gebeten, ... 6 dass unser gemeinsamer Glaube in dir wirkt ...". Doch genau durch die unterbrechende Abfolge von dankbarem Lob (Vers 5) und sich anschließender Bitte wird die Spannung deutlich, um die es im eigentlichen Brieftext gehen wird. Paulus will sagen: "In Sachen Glaube und Liebe, lieber Philemon, bis du zwar schon ein leuchtendes Beispiel, aber dennoch gibt es bei dir Luft nach oben." Man kann also schon an dieser Stelle ahnen, dass Paulus ein Anliegen präsentieren wird, dass den Zusammenhang von Glaube und Liebe noch einmal in bislang nicht erreichtem Maß auf die Probe stellen wird. Aber in guter Briefschreibmanier fällt Paulus eben nicht sofort "mit der Tür ins Haus".

Zu wissen, bei Philemon bereits ein solches Glaubensfeuer entzündet zu haben, stärkt den Paulus gerade in den trüben Zeiten seiner Gefangenschaft und macht ihm selber Mut (Vers 7). Und es lässt ihn eben dankbar sein. Zugleich weiß er, dass er damit einen guten Anknüpfungspunkt bei Philemon hat, wenn er ihm in seinem Brief eine Bitte, ja einen dringlichen Wunsch vortragen wird, der diesen Zusammenhang von Glaube nd Liebe noch einmal besonders auf die Probe stellt. Wörtlich lautet die Bitte:

"dass die Gemeinschaft des Glaubens wirksam werde in der Erkenntnis alles Guten, das in uns ist, auf Christus hin".

Das ist schon sehr kompliziert ausgedrückt, so dass einige Exegeten in Vesuchung geraten sind, im Griechischen einen anderen Ausgangstext zu rekonstruieren. Dabei sind trotz aller Kompliziertheit die eigentlichen Aussagen klar: 

1. "Glaube" ist nicht nur etwas Individuelles, sondern ordnet sich ein in eine Glaubensgemeinschaft, die Philemon im Konkreten mit seiner Hausgemeinde und auch mit Paulus teilt. Die Frage - das ahnt Philemon an dieser Stelle des Briefes aber noch nicht - lautet: Ist Philemon auch bereit, seinen entlaufenen Sklaven Onesimus als voll- und gleichwertiges Glied dieser Glaubensgemeinschaft anzuerkennen und in sein Haus aufzunehmen? Das wäre dann eine neue Weise des "Wirksamwerdens" (im griechischen Ausdruck steckt das Wort "Energie"!) des Glaubens in Gemeinschaft . Von der Beanwortung dieser Frage wird Paulus die Qualität der Glaubensgemeinschaft zwischen sich und Philemon abhängig machen: 

"Wenn du also mit mir Gemeinschaft hast, nimm ihn auf wie mich!" (Vers 17).

2. Die vorausgesetzte positive Antwort würde zeigen, dass "Glaube" für Philemon nicht nur eine Kopfsache ist (Sätze lernen), sondern - wie es der biblische Gebrauch des Begriffes "Erkenntnis" meint - etwas, das die ganze Existenz des Menschen erfasst und ihn zum Handeln bewegt - immer ausgerichtet "auf Christus hin". Ob hier an den eschatologischen Herrn, also an den am Ende der Zeiten Recht sprechenden Christus gedacht ist (so z. B. eindeutig in 1 Korinther 1,6-71) oder nicht doch eher an den Sklavenexistenz annehmenden Christus aus dem Philipper-Hymnus2, lässt sich nicht sicher entscheiden. Die Sklaventhematik legt den zweiten Zusamenhang aber näher.

3. Das "Gute" ist nach Ausweis vom Römer 12,2 und Galater 6,10 der Wille Gottes, der letztlich nicht Gott, sondern den Menschen zum Guten gereicht:

"Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene!" (Römer 12,2).

"9 Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun; denn wenn wir darin nicht nachlassen, werden wir ernten, sobald die Zeit dafür gekommen ist. 10 Deshalb lasst uns, solange wir Zeit haben, allen Menschen Gutes tun, besonders aber den Glaubensgenossen!" (Galater 6,10).

Da solcher Glaube und solches Tun des Guten sich nicht befehlen lassen, andereseits aber  dem Menschen auch nicht unbedingt in ihrer Selbstlosigkeit einfach in die Wiege gelegt sind, macht Paulus sie zum Gegenstand des Betens. Im letzten sind sie Gabe Gottes. Damit bekommt der Gnadenwunsch aus Vers 3 doch noch über die formale Begrüßung hinaus eine tiefere und spezielle Bedeutung.

 

b) Paulus wird emotional

Mit Vers 7 spricht Paulus seinen "Bruder" (gleiche Charakterisierung wie für den Paulus besonders nahestehendenTimotheus in Vers 1!) auf der Ebene des Gefühls an. Er schildert sein inneres Erleben ("viel Freude" und "Trost") angesichts dessen, was ihm über des Philemon Liebestaten in der Gemeinde zu Ohren gekommen ist (das "ich hatte" bezieht sich auf den Augenblick, als Paulus davon erfuhr).

Die Wirkung auf die Gemeindeglieder wird mit den allerstärksten Begriffen umschrieben: An das "Innerste" der Seinen hat Philemon gerührt. Das griechische Wort splángchnai meint eigentlich die Eingeweide. Es bezeichnet, wenn man so sagen darf, den organischen "Ort", aus dem die Grundhaltung der Barmherzigkeit/des Sich Erbarmens (splangchnizomai) erwächst.

Das altertümliche "erquicken" (griechisch: ẚnapaúō) zielt auf den Zustand innerer Ruhe. Philemon stellt mit seinem Haus einen Ort für das Zur-Ruhe-Kommen zur Verfügung, nimmt aber vielleicht auch durch ihm als vermögendem Herrn mögliche materielle Unterstützung manche Sorge, die das "Innerste" aufwühlt.

Diese "Erquickung des Innersten" wird Paulus gegen Ende des Briefs auch noch einmal für sich selbst von Philemon erbitten und damit deutlich machen, dass er nichts verlangt, was dem Philemon grundsätzlich unmöglich wäre. Er hat es schon mehrfach bei anderen bewiesen:

"Ja, Bruder, um des Herrn willen möchte ich von dir einen Nutzen haben. Erquicke mein Innerstes in Christus!" (Vers 20).

 

 

 

 

 

 

 

1

Auslegung

"Paulus, Gefangener Christi Jesu" (Vers 1)

Von zwei möglichen Orten der Gefangenschaft war in der Einleitung wie auch unter "Überblick" die Rede, an denen der Brief an Philemon entstanden sein könnte: Ephesus (zwischen 52 und 55 n. Chr.) oder Rom (um das Jahr 64 v. Chr.).

In Ephesus (vgl. dazu die entsprechende Erzählung in Apostelgeschichte 19,21-40, deren historischer Wert bzgl. der Person des Paulus allerdings diskutiert wird; vielleicht bezieht sich auch die "maßlose Not" und "Erschöpfung" in 2 Korinther 1,8 auf diese Zeit))  fühlten sich alle, die vom Gewerbebetrieb um die Stadtgöttin Artemis von Ephesus lebten, durch des Paulus Verkündigung des einen Gottes massiv gestört. Das brachte ihm einen Gefängnisaufenthalt ein, der am ehesten als Hausarrest zu verstehen ist. Besuchsmöglichkeiten bei den so Festgesetzten war von den Behörden geradezu erwünscht, weil sie sich von den Besuchenden die Versorgung der Gefangenen mit Lebensmitteln u. ä. erhofften. Eine Unterbringung auf Kosten des Staatshaushaltes war also nicht vorgesehen.

Die Gefangenschaft in Ephesus endete für Paulus Gott sei Dank wieder. Doch als er auf seinem weiteren Weg schließlich nach Jerusalem kam, geriet er in die Fänge seiner dortigen Gegner (vgl. dazu das Ende der Apostelgeschichte ab Apostelgeschichte 21,27). Als Jude, der Christ geworden ist, war er denjenigen ein Dorn im Auge, die ihren jüdischen Glauben von allem Christlichen absolut freihalten wollten, weil sie darin eine Preisgabe des Judentums sahen. Für sie konnte ein Gekreuzigter keine Heilsgestalt sein, von der man gar als Sohn Gottes sprechen durfte. Mit der Behauptung, man habe Paulus mit einem Heiden im Tempelbezirk angetroffen, der allein den Juden vorbehalten war, erwirkten sie eine Festnahme. Nach langer Prozessverzögerung appellierte Paulus schließlich als römischer Bürger an den Kaiser von Rom. Dies führte zu seiner Überstellung nach Rom und einem dortigen Gefängnisaufenthalt, an dessen Ende wahrscheinlich seine Hinrichtung stand. Darüber haben wir aber keine sichere Auskunft. 

Auch aus diesem römischen Hausarrest könnte Paulus den Brief an Philemon geschrieben haben. Dann wäre es sein letzter eigenhändiger Brief, der  erhalten geblieben ist.

 

"... von deinem Glauben ... und von deiner Liebe" (Vers 5)

Die Erwähnung von "Glaube" und "Liebe" erinnert an die berühmte Trias (Dreiheit) von "Glaube, Hoffnung, Liebe" am Ende des Hohen Liedes der Liebe (1 Korinther 13,13; vgl. auch 1 Thessalonicher 1,3 und 5,8, dort aber mit der "Hoffnung" in betonter Schlussposition). Dabei fällt das Fehlen der "Hoffnung" auf. Daran merkt man, wie sehr Paulus seine Worte nach den Zusammenhängen wählt, in die hinein er spricht. Bei den Thessalonichern geht es um die Endzeiterwartungen (also um "Hoffnung"), in 1 Korinther 13 spielt der Gegensatz zwischen dem Jetzt und dem Leben nach dem Tode neben dem Zentralthema "Liebe" zumindest auch eine Rolle; im Philemonbrief hingegen steht einzig und allein die Gegenwart im Fokus. Damit kann das sonst so wichtige Stichwort "Hoffnung" in diesem Zusammenhang entfallen. Paulus weiß: Man muss nicht immer alles sagen und sozusagen den vollständigen Katechismus anführen.

Kunst etc.

Papyrus Oxyrhynchus, Wikimedia Commons
Papyrus Oxyrhynchus, Wikimedia Commons

Auch wenn es sich um einen weltlichen Papyrus handelt: Als älteste Abschrift der Abhandlung zu den Elementen von Euklid (Datierung des in Ägypten gefundenen Papyrus Oxyrhynchus: zwischen 75 und 125 n. Chr.), stammt es im frühesten Fall aus einer Zeit von nur 10 - 20 Jahren, nachdem Paulus sein Schreiben an Philemon und dessen Hausgemeinde als Adressaten für den entlaufenen Sklaven Onesimus verfasst hat. Schreibtechnisch könnte also der Philemonbrief so ähnlich wie dieser Papyrus ausgesehen haben. Genaueres werden wir nicht erfahren, denn kein einziges Schreiben ist uns in der Handschrift des Paulus überliefert, obwohl er gerade beim Philemonbrief ausdrücklich festhält:

"Ich, Paulus, schreibe mit eigener Hand" (Vers 19).